Ein neuer Tag brach an, und dieses Mal war es ohne den altbekannten Weckerklang. Heute war etwas Besonderes geplant – unser erster Tag als Vorruheständler, denn wir hatten unsere Jobs gekündigt. Bei Sonnenschein machten wir uns auf den Weg nach Heilbronn. Die Fahrt verlief ruhig, mit einer gewissen Vorfreude auf das, was uns erwartet.
Unser Ziel war ein kostenloser Stellplatz am Ufer des Neckars. Als wir ankamen, fanden wir einen schlichten, aber zweckmäßigen Platz vor. Hier gab es keine überflüssigen Annehmlichkeiten, nur das Nötigste. Strom, Wasser und die Stille des Flusses. Wir hatten Glück, dass wir noch einen freien Platz ergattern konnten. Wir wussten, dass der Platz beliebt und im Sommer fast immer voll ist. Am Abend standen dann mehr als die 20 erlaubten Fahrzeuge auf den Parkplätzen.
Ein Hauch von Urlaub
Die ersten Stunden an diesem Ort umfing uns eine Atmosphäre, die stark an Urlaub erinnerte. Keine beruflichen Verpflichtungen, keine Uhr, die uns an Termine erinnerte – stattdessen die Freiheit, den Tag in völliger Entspannung zu gestalten. Aber trotz der Gelassenheit spürten wir auch eine gewisse Unsicherheit. Die Struktur des Arbeitslebens hat sich so tief in uns eingeprägt, dass wir uns nun an die Unstrukturiertheit des Vorruhestands erst noch gewöhnen müssen.
Die Kunst des langsamen Reisens
Früher hätten wir wahrscheinlich nach einem Tag die „Koffer gepackt“, um weiterzuziehen und so viele Orte wie möglich zu sehen. Jetzt, als Vorruheständler, beschlossen wir, die Kunst des langsamen Reisens zu erkunden. Wir verbrachten einen weiteren Tag in Heilbronn, genossen das angenehme Wetter und unterhielten uns mit anderen Campern. Wir nahmen uns Zeit, die Umgebung zu erkunden, und lernten die Schönheit des Hier und Jetzt zu schätzen.
Die faszinierende Welt der Solarenergie
Eines der Highlights des Tages war zweifellos das Aufstellen unserer mobilen Solarpaneele. Mit beeindruckenden 340 Watt pro Paneel und den Solarpaneelen auf dem Dach konnten wir eine Gesamtleistung von etwa 536 Watt erzeugen – genug, um ungefähr 39 Ampere Sonnenenergie in der Stunde zu sammeln. Die Paneele in Position zu bringen und die ersten Anzeichen von Energiegewinnung zu sehen, war für uns ein kleiner Triumph. Unsere Nachbarn auf dem Stellplatz zeigten großes Interesse und waren erstaunt über den Ertrag an Solarenergie.
Für uns ist das wichtig, da wir eine Dometic Tiefkühlbox mit 65 Liter dabei haben, die in der Nacht etwa 35 Ampere verbraucht. Auch unsere mobile Induktionskochplatte nutzen wir dank der Sonnenenergie, sei es für unseren morgendlichen Kaffee oder das Zubereiten des Abendessens. An einem sonnigen Tag können wir den Energieverlust innerhalb weniger Stunden mühelos ausgleichen. Diese Unabhängigkeit ist uns wichtig, da wir als Vorruheständler oft frei stehen und gerne auf Vorrat einkaufen.
Begegnung mit einem Zeitzeugen der Straße
Nicht weit von unserem Wohnmobil entfernt befand sich ein altes Mercedes Wohnmobil mit einem Heilbronner Kennzeichen. Sofort entstand die Vermutung, dass der ältere Herr hier bereits seit geraumer Zeit verweilte, möglicherweise sogar dauerhaft. Gelegentlich bekam er Besuch von einer jüngeren Frau und einem Kind. Trotz der beschränkten Aufenthaltsdauer von höchstens 3 Tagen auf diesem Stellplatz fragten wir uns, ob er eventuell eine Sonderregelung mit der Stadt getroffen hatte. Fasziniert betrachteten wir das gut erhaltene Fahrzeug, ein Symbol vergangener Handwerkskunst und Qualität.
Hitze, Schatten und Geschichten
Bei Temperaturen von über 30 Grad suchten wir nach Erleichterung und fanden sie unter unserer Markise, die uns angenehmen Schatten spendete. Der Sommer hatte uns fest im Griff, doch wir genossen den Komfort unseres mobilen Zuhauses in vollen Zügen. Unser Blick fiel auf den Nachbarn, mit dem wir ins Gespräch kamen. Auch er träumte von Marokko und hatte bereits früher das Land besucht. Doch die Pandemie hatte ihn einst 3 Monate an der Küste festgehalten. Nun plante er, das Landesinnere zu erkunden, eine Erinnerung daran, wie sehr Reisepläne vom Lauf der Welt beeinflusst werden können. Nächstes Jahr möchte auch er in den Vorruhestand gehen und mit seiner Frau länger mit dem Wohnmobil auf Reise gehen.
Erfrischende Abkühlung: Ein regnerischer Abend bringt Linderung
Mit dem Einbruch der Abenddämmerung kam endlich der ersehnte Regen, der eine angenehme Abkühlung brachte. Nach einem heißen Tag, an dem die Temperaturen die 30-Grad-Marke überschritten hatten, war die Veränderung in der Luft spürbar, als die ersten Regentropfen fielen.
Das sanfte Plätschern der Regentropfen auf dem Dach unseres Wohnmobils und das Geräusch des Regens, erzeugten eine entspannte Stimmung. Die Regendusche ermöglichte es uns, die Fenster leicht zu öffnen, um die frische Luft hereinzulassen, während wir dem Regen lauschten, der sich langsam ausbreitete. Die Temperatur fiel allmählich, und wir fühlten uns wohler.
Ungeplante Hilfe und gemeinschaftlicher Geist
Während wir den Tag genossen, fiel mir etwas auf. Der Camper schräg gegenüber uns hatte ein kleines Problem – Wasser lief aus einem Tank aus. Zunächst zögerte ich, meine Vermutung auszusprechen. Ein anderer Camper versuchte bereits zu helfen. Doch schließlich konnte ich nicht anders und äußerte meinen Verdacht, dass das Ablassventil des Brauchwassertanks womöglich offen sei. Ich fragte ihn, ob im Fahrzeug ein Sechskantschlüssel vorhanden ist, um den Hahn zu schließen. Und tatsächlich, so war es. Der betroffene Camper war sichtlich erleichtert, denn er hatte sein Fahrzeug noch nicht lange und war über jede Hilfe dankbar. Diesen Gemeinschaftsgeist unter den Campern, der auch in den kleinen Gesten zum Ausdruck kommt, schätzen wir sehr.