Gestern setzten wir unsere Reise nach dem Besuch der Ouzoud Wasserfälle fort und erreichten schließlich eine typisch marrokanische Hotelanlage in Iminifri. Die großzügige Gastfreundschaft des Besitzers ermöglichte es uns, nicht nur kostenfrei im Innenhof mit unserem Wohnmobil zu übernachten, sondern zusätzlich die Annehmlichkeiten wie Dusche und Toilette zu nutzen – ebenso umsonst, da er, wie er meinte, den Campern sonst keinen weiteren Service anbieten kann. Bereits auf der Fahrt zum Hotel konnten wir einen ersten Blick auf die Iminifri Natural Bridge erhaschen. Zu dieser Tageszeit lag sie im Schatten.
Natural Bridge Iminifri
Ein bißchen Zeit hätten wir noch gehabt, das Naturschauspiel noch am selben Tag zu erkunden, aber wir entschieden uns, den Besuch auf den nächsten Tag zu verschieben. Die Eindrücke von den Ouzoud Wasserfällen waren für heute genug. Außerdem stellte der Sonnenstand eine Herausforderung für das Fotografieren dar.
Natürliche Bogenbrücke mit 70 Meter Höhe und 30 Meter Spannweite
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg. Nach einem kurzen Spaziergang von ca. 400 Metern standen wir bereits auf der Brücke. Beim ersten Blick nach unten sahen wir zahlreiche Stufen auf halber Höhe, was bedeutete, dass es einen Weg nach unten geben musste. Nur ein paar Schritte entfernt fanden wir den „Eingang“, der uns einen steiler Pfad serpentinenartig über viele Treppen hinab führte.
Unten angekommen, schien die Sonne durch den Bogen und machte das Fotografieren zur Herausforderung. Trotz starker Sonneneinstrahlung gelang es mir, die Naturschönheit festzuhalten. Am oberen Rand des Bogens schwirrten unzählige Vögel herum, die dort nisten. Es erinnerte ein bißchen an Alfred Hitchcocks berühmten Film. Der Weg durch die Schlucht führte über große, rutschige Felsen und Reste des Flußbettes. Schließlich befanden wir uns direkt unter dem beeindruckenden 25 Meter hohen Bogen, dessen Optik an eine natürliche Tropfsteinhöhle erinnerte.
Ein abenteuerlicher Pfad, in Deutschland undenkbar
Die Fortsetzung des Weges wurde noch interessanter. An manchen Stellen war der Weg mit Sandsäcken und Bambusstangen fixiert. Ausgetretene Betonstufen führten im Wechsel mit schmalen Felsgraten entlang der Steilwand nach oben.
Ohne Geländer und mit einem Abgrund neben uns war es nicht gerade ungefährlich. Ein bißchen erinnerte das Ganze an den ursprünglichen Pfad des Caminito del Rey, den wir vor kurzem bezwungen hatten. An schwierigen Stellen half ich meiner Frau, indem ich ihr sagte, wo sie am besten hintreten soll und ihr zur Sicherheit meine Hand reichte. Die Überquerung des ehemaligen Flusslaufs stellte eine besondere Herausforderung dar, doch gemeinsam meisterten wir auch dieses Hindernis.
Zum Glück führte auf dieser Seite des Flusses eine weitere Treppe wieder nach oben. Diese war zwar auch anstrengend, aber nicht so lang wie die erste.
Die Geschichte der natürlichen Bogenbrücke
Die natürliche Bogenbrücke in Iminifri bei Demnat ist eine geologische Formation, die vor etwa 1,8 Millionen Jahren entstanden ist. Sie besteht aus Travertin, einem Kalkstein, der durch die Ablagerung von Mineralien aus Quellwasser gebildet wird. Die Brücke hat eine Höhe von etwa 70 Metern und eine Spannweite von etwa 30 Metern. Sie wird auch “Grotto’s Mouth” (Mund der Grotte) auf Berberisch genannt, weil sie den Eingang zu einer Höhle bildet, in der verschiedene Vögel nisten. Die Brücke ist ein beliebtes Ziel für Touristen, die die Landschaft und die Wasserfälle besichtigen. Die Brücke ist ein Symbol für eine lokale Legende, die von zwei Liebenden handelt, die von ihren Familien getrennt wurden und sich in Stein verwandelten, um sich die Hände zu halten.
Abseits der Touristenpfade
Es war noch zeitig, weshalb wir beschlossen, uns etwas abseits der Touristenpfade umzusehen. Dabei fiel uns ein Mann auf, der in der Nähe der Bogenbrücke mit seinem Esel stand und aus einer Quelle Wasser in seine Flaschen füllte. Das wollten wir uns aus der Nähe ansehen. Auf dem Weg dorthin kamen wir dann an ein paar Kindern vorbei, die im eiskalten Wasser badeten. Auch wenn das Thermometer 23 Grad im Schatten anzeigte, war das Wasser für ein Bad viel zu kalt.
Über eine schmale Mauer und ein paar größere Löcher darin, die wir überspringen mußten, erreichten wir einen Trampelpfad der links und rechts mit Schilfrohr eingezäunt war. Das gefiel uns viel besser als ein Zaun, der im Lot ausgerichtet ist und nach einer DIN gebaut ist. Ohne zu wissen, wohin der Weg führt, folgten wir ihm in der Hoffnung, etwas Ländliches zu sehen.
Pont naturel Ait Rass
Es dauerte auch nicht lange und ein Einheimischer mit seinem Esel kreuzte unseren Weg, bog rechts ab und verschwand zwischen den Bäumen. Neugierig liefen wir ihm hinterher und kamen zu einer sehr alten Brücke. Wir liefen die Böschung hinab und konnten so die Bauweise der Brücke genauer betrachten. Sie bestand unten aus aufgeschichteten kleineren bis mittleren Steinen und oben aus massiven großen Blöcken. Ein kleiner Rundbogen in der Mitte bildete die Passage für ein Flüsschen. Dann kam schon wieder ein Mann mit seinem Esel, vollgepackt mit frischen Olivenzweigen und verschwand im Dickicht.
Auf der Suche nach Einheimischen im Hinterland
Auch diesem Mann folgten wir und kamen zu einer Wiese, auf der ein Vater mit seinen zwei Kindern hohes Gras mit der Sichel schnitt und natürlich auf einen Esel packte.
Um herauszufinden, ob wir willkommen sind, winkte ich ihnen zu und sie lachten und winkten zurück. Das war für mich das Signal, näher an sie heranzugehen. Mit Gesten verständigten wir uns und wir durften ein paar Fotos machen. Der ältere der beiden Jungen führte dann den Esel vermutlich nach Hause und der jüngere machte die typische Handbewegung für Geld. Da wir ohne Geldbeutel unterwegs waren, konnten wir ihnen leider nichts geben. Wir verabschiedeten uns und liefen den Weg zurück zur Bogenbrücke.
Rückblick und Dusche im Hotel
Zurück auf dem Hotelgelände schauten wir uns noch ein wenig im Garten und auf den zugehörigen Ländereien um, bevor wir das Angebot der kostenlosen Dusche annahmen. Am Abend kam dann noch der Besitzer vorbei und fragte, ob wir zufrieden sind und ob es uns hier gefällt. Mit einem Lächeln im Gesicht haben wir uns bei ihm bedankt.
Ich hab mich mal durch deine Marokko-Berichte gezappt. Tolle Bilder und vielleicht schaffen wir es doch noch ein al dort hin.
LG Mikesch
Es mag sein, das Marokko nicht für jeden das richtige ist. Für uns war es definitiv richtig das Land zu bereisen. Man muss aber auch einige Abstriche gegenüber Europa machen.