Höckerlinienweg

Der Höckerlinienweg: Wandern auf den Spuren des Westwalls

Der Höckerlinienweg – Zeitreise durch Geschichte und Natur

Der Höckerlinienweg ist ein ganz besonderes Relikt aus dunkler Zeit. Am Tag nach unserer Saarschleife Tafeltour Wanderung fuhren wir nur wenige Kilometer weiter zu diesem beeindruckenden historischen Wanderweg. Mit knapp über drei Kilometern Länge ist die Runde kurz, aber intensiv – geschichtlich wie fotografisch.

Der Startpunkt war perfekt: Direkt am Beginn der Runde fanden wir mit unserem Carthago Liner for Two einen Stellplatz. Ein paar Schritte später standen wir schon mitten im Wald – oder besser gesagt: in einem stillen Mahnmal. Der Höckerlinienweg beginnt eindrucksvoll mit den sogenannten „Drachenzähnen“ – betonierte Panzersperren, die heute teils moosbedeckt im Unterholz versinken. Was die Natur langsam zurückerobert, lädt Fotografen und Geschichtsinteressierte gleichermaßen zum Innehalten ein.

Der Höckerlinienweg – gut informiert durch 9 Infotafeln

Entlang des Weges sorgen neun ausführliche Informationstafeln dafür, dass man nicht nur an kaltem Beton vorbeiwandert, sondern die Hintergründe begreift. Der Höckerlinienweg macht Geschichte greifbar: Während man durch den Wald läuft, erfährt man mehr über die Funktion der Sperren, über Schützengräben und sogar über die spätere Wiederverwertung einzelner Betonhöcker.

Eine der Tafeln beschreibt besonders anschaulich, wie sich ein ehemaliger Graben durch das Gelände schlängelte. Und tatsächlich – wir liefen nur wenige Meter abseits der Linie und konnten den Verlauf des Grabens noch sehr gut erkennen. Für einen kleinen Schmunzler sorgte übrigens ein Besucher, der ein Gesicht in das dichte Moos gezeichnet hatte – ein fast schon ironischer Kontrast zum ernsten Hintergrund.

LRM 20250709 123359
Ein ehemaliger Schützengraben ist noch gut zu erkennen

Ein Wald, der erzählt: Die zweite Hälfte des Rundwegs

Der Höckerlinienweg ist nicht nur ein Ort für Geschichtsinteressierte – er bietet auch eine spannende Naturkulisse. Während der erste Abschnitt von den markanten Panzersperren dominiert wird, führt die zweite Hälfte durch ruhigen Wald. Ein Schild warnt dort vor der Schweinepest – was uns aber nicht vom Weitergehen abhielt. Die Wege sind gut begehbar, auch wenn man sich ab und zu fragt, ob man noch auf dem offiziellen Pfad unterwegs ist.

Und dann, mitten im Wald, wieder ein stummes Zeitzeugnis: Reste von Schützengräben, verfallene Unterstände und Spuren, die an das Grauen des Krieges erinnern. Wer sich für Kriegsgeschichte interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Und wer lieber mit der Kamera unterwegs ist, findet zwischen Licht und Schatten, Moos und Beton, ein Motiv nach dem anderen.

Geschichte unter den Füßen: Der Westwall und der Orscholz-Riegel

Der Höckerlinienweg ist Teil des ehemaligen Westwalls, der in den Jahren 1938 bis 1940 als Schutz der Westgrenze Deutschlands errichtet wurde. Als deutsches Pendant zur französischen Maginot-Linie war er allerdings weit weniger ausgebaut. Zwischen Saarbrücken und dem Norden entlang von Saar und Sauer zog sich der Hauptwall durch das Land.

Im Dreiländereck bei Orscholz entstand ein besonders markanter Teil – der sogenannte „Orscholz-Riegel“. Auf zwölf Kilometern Länge befanden sich zahlreiche Panzersperren, Gräben, Bunker und sogar ein nie fertiggestelltes B-Werk. Der Höckerlinienweg bildet heute einen gut erhaltenen Abschnitt dieser Linie.

Bei Kriegsausbruch war der Sperrbereich rund um Orscholz bereits fertiggestellt. Die Bunkeranlagen jedoch hinkten dem Zeitplan hinterher. Nach dem Frankreich-Feldzug wurde der Westwall kaum noch weiter ausgebaut – ein folgenschweres Versäumnis. Als die Wehrmacht 1944 aus Frankreich zurückgedrängt wurde, versuchte sie vergeblich, sich an dieser Linie neu zu formieren.

Der Höckerlinienweg – Zeuge dramatischer Kriegstage

Am 21. November 1944 kam es bei Orscholz zu einem ersten Angriff amerikanischer Truppen, der jedoch noch abgewehrt werden konnte. Rund zwei Monate später, am 20. Januar 1945, überschritten amerikanische Infanterieeinheiten bei eisigen Temperaturen die Verteidigungslinie. Sie bewegten sich entlang der Straße nach Oberleuken, stießen jedoch bei der Höckerlinie an der Ziegelei auf ein Minenfeld. MG-Feuer und Artillerie zwangen sie zum Rückzug, und ein Teil der Truppe geriet in Gefangenschaft.

Erst am 20. Februar 1945 gelang den Amerikanern die Einnahme von Orscholz – von Norden her. Der Höckerlinienweg markiert also nicht nur die Spuren eines geplanten Verteidigungssystems, sondern auch die einer verzweifelten Rückzugsgefechtslinie.

Fazit: Der Höckerlinienweg – kurz, aber voller Eindrücke

Der Höckerlinienweg ist ein lohnenswerter Stopp, wenn man in der Region unterwegs ist. Ob als fotografisch reizvolle Wanderung, als geschichtlicher Lernort oder einfach als ruhiger Spaziergang mit Tiefe – hier verbinden sich Historie und Natur auf bemerkenswerte Weise.

Wer eine Vorliebe für außergewöhnliche Touren hat, dem empfehlen wir zusätzlich unsere Erlebnisse bei der Wanderung Schisseltümpel, die ebenfalls Geschichte und Natur auf wunderbare Weise kombiniert.

Der Höckerlinienweg – ein stiller Zeitzeuge, der lauter spricht, als man denkt.

Acheron Springs Canyon – Wanderung

Saladi Beach Hotel – Lost Places

Ravennaschlucht Wanderung durch ein wildromantisches Schwarzwaldtal

Wieslaufschlucht und Edenbachschlucht – Abenteuer zwischen Fels und Wasser