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Stellplatzidylle vor den Toren von Karlsruhe
Seit vier Tagen stehen wir mit unserem neuen Wohnmobil, dem „Liner for Two“, auf einer großen Wiese, die fast schon an eine Parkanlage erinnert. Hier, in der Nähe von Karlsruhe, ist das Freistehen in der Nebensaison geduldet. Der Platz bietet Ruhe, eine grüne Umgebung und ist nur etwa 1,5 Kilometer vom nächsten Supermarkt entfernt – ideal für ein paar entspannte Tage. Für den heutigen Tag werfen wir wie so oft morgens einen Blick auf Komoot. Unser Ziel: eine 10 Kilometer lange Wanderung zum Fermasee, mit Rückweg entlang des Rheins. Trotz der Prognose für möglichen Regen ab 14 Uhr machen wir uns motiviert auf den Weg.
Start auf dem Damm – und der erste Umweg
Die Route führt uns zunächst schnurgerade auf einem geschotterten Damm entlang. Zugegeben: Der Weg ist nicht besonders abwechslungsreich. Doch Bewegung an der frischen Luft zählt – und oft lohnt es sich, kleine Abzweige zu erkunden. Hinweisschilder am Wegesrand informieren über das Ökosystem „Wald“, insbesondere über die Bedeutung von Totholz. Neugierig biegen wir auf einen Trampelpfad ab, der uns durch ein idyllisches Gebiet mit ausgetrockneten Teichen führt. Diese Entscheidung war goldrichtig – der schmale Pfad verläuft parallel zum Hauptweg, aber wirkt wie eine kleine Entdeckungstour durch die Natur.


Polizeisportverein & Abriss wegen Hochwasserschutz
Wenig später kommen wir an einem alten Vereinsgebäude vorbei – dem ehemaligen Polizeisportverein Karlsruhe. Ein Bauzaun und ein Schild verraten uns: Das Areal wird wegen Hochwasserschutzmaßnahmen zurückgebaut. Der Verein wurde bereits Ende 2024 aufgegeben. Der verlassene Zustand des Gebäudes lässt jedoch vermuten, dass hier schon länger kein Leben mehr herrschte. Solche Lost Places entlang einer Wanderung faszinieren uns immer wieder – ähnlich wie bei unserer Wanderung zum verlassenen Hotel Trifos, die wir im November im Blog beschrieben haben.



Unerwartete Strandidylle am Fermasee
Kurz darauf erreichen wir endlich den Fermasee, unser heutiges Highlight. Schilder mahnen: „Baden verboten“. Dennoch führen unzählige Trampelpfade durch dichtes Gebüsch direkt ans Wasser – und plötzlich stehen wir an einem feinen Sandstrand. Mitten im Wald, umgeben von ruhigem Wasser. Wer hätte das gedacht? Die ersten Regentropfen kitzeln unsere Haut, und wir erinnern uns an den kleinen Regenschirm, der leider im Wohnmobil geblieben ist. Also ziehen wir das Tempo an und wandern zügig weiter Richtung Fährstelle am Zollhaus.


Wohnmobiltreff & Fährverzicht
An der Fährstelle beim Zollhaus angekommen, entdecken wir überraschend einige Wohnmobile mit Kennzeichen aus Karlsruhe – ein kleiner Hauch von Heimat. Die Fähre wäre hier tatsächlich eine Option, um überzusetzen. Doch bei näherem Hinsehen wird klar: Für unseren „Liner for Two“ mit langem Hecküberstand wäre das keine gute Idee. Ein deutlich sichtbares Warnschild weist darauf hin, dass Fahrzeuge mit Überhang auf eigene Gefahr übersetzen – die Fährgesellschaft übernimmt keine Haftung. Für uns ist ohnehin klar: Sollte man mit dem Wohnmobil über den Rhein müssen, dann lieber über die nächste Brücke. Wir sehen uns die Fährstelle dennoch interessiert an und setzen unsere Wanderung anschließend auf dem schmalen Pfad am Rhein fort.


Rückweg entlang des Rheins
Der schmale Rückweg führt direkt am Rheinufer entlang – eine reizvolle Route mit Blick auf das Wasser. Immer wieder entdecken wir kleine Gärten auf Stelzen, wohl als Schutz vor Hochwasser errichtet. In einem davon könnte man glatt wohnen. Bei Kilometer 7 legen wir eine Pause ein – am Rheinkiosk Seyfert. Die Preise für zwei Bier und eine rote Bratwurst sind gehoben, aber die urige Holzhütte und der Blick auf die vorbeiziehenden Frachtschiffe machen das wett. Als der Regen stärker wird, verweilen wir länger als geplant – auch das gehört zum Vanlife.


Endspurt im Regen – mit überraschend trockenem Fazit
Schließlich entschließen wir uns, trotz des anhaltenden Regens den Rückweg anzutreten. Eine kleine Abkürzung verkürzt unsere Tour um gut zwei Kilometer – aber vier Kilometer bei Regen bleiben trotzdem. Doch das Wetter hat ein Einsehen: Auf dem letzten Kilometer lässt der Regen nach. Wir sind weniger durchnässt als erwartet und fühlen uns gut – bewegt, erfrischt, zufrieden.
Fazit: Der Fermasee lohnt sich – auch bei Regen
Diese Wanderung zum Fermasee war trotz – oder gerade wegen – der Wetterkapriolen ein kleines Abenteuer. Die Mischung aus Dammweg, Naturpfaden, Strandidylle und Rheinufer hat uns überrascht. Besonders gefallen hat uns, dass der Fermasee viele Gesichter hat – und dass man ihn auf eher unbekannten Wegen entdecken kann. Auch bei Nieselregen bietet er eine schöne Wanderkulisse für Camper, Naturfreunde und alle, die abseits klassischer Touristenrouten unterwegs sein möchten. Wer Lust auf weitere Wanderungen mit unerwarteten Entdeckungen hat, dem empfehlen wir unsere Flusswanderung durch den Acheron Canyon in Griechenland. Wir freuen uns schon auf die nächste Tour – vielleicht ja bei Sonnenschein.
Entstehung des Fermasees
Der Fermasee entstand durch Kiesabbau, wie viele andere Baggerseen entlang des Rheins. In den 1970er-Jahren wurde in dieser Region großflächig Kies aus dem Boden geholt – ein Rohstoff, der in der Bauindustrie stark nachgefragt wurde. Durch den Abbau bildeten sich nach und nach tiefe Gruben, die sich mit Grundwasser füllten. So entstand auch der Fermasee, der heute rund 47 Hektar groß ist.Der Name stammt übrigens von der ehemaligen Betreiberfirma „Fermakies GmbH“, die den Abbau damals durchführte. Nach dem Ende der industriellen Nutzung blieb ein idyllischer See zurück, der sich langsam in ein natürlich wirkendes Erholungsgebiet verwandelte.
Naturschutz und Lebensraum
Einige Bereiche rund um den Fermasee stehen unter ökologischer Beobachtung, da sie Rückzugsorte für Wasservögel, Amphibien und Insekten darstellen. Auch das Thema Totholz und Biotopvernetzung spielt in der Region eine Rolle, worauf zahlreiche Infotafeln entlang der Wege hinweisen. Diese Naturnähe macht den See nicht nur attraktiv, sondern auch wertvoll aus ökologischer Sicht.
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