Wurzbacher Ried 6

Geheimnisvolles Wurzbacher Ried: Naturpfade, Moor & Kreuzottern

Wurzbacher Ried: Der Einstieg in ein fast vergessenes Naturparadies

Unsere 9 Kilometer lange Wanderung durch das Wurzbacher Ried begann, wie so viele unserer Touren, mit einer Planung über Komoot. Was zunächst wie ein gemütlicher Spaziergang aussah, entpuppte sich als eine überraschend abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch ein Moorgebiet, das mit seiner Ursprünglichkeit und Stille beeindruckt.

Direkt zu Beginn kamen wir am Riedsee vorbei. Das dunkle Wasser lag ganz ruhig zwischen den Bäumen. Hier gibt es sogar eine kleine Stelle zum Moortreten, die wir neugierig ausprobierten. Es ist schon ein besonderes Gefühl, barfuß durchs kühle Moor zu gehen – ein kurzer Schock für die Füße, aber auch eine erfrischende Erfahrung.

Ein Bretterweg führt mitten ins Moor

Nach dem Moortreten führte uns der Weg weiter – zunächst ein Stück über natürlichen Waldboden, dann auf einen Bretterweg, der sauber durch das Ried gebaut wurde. Hier läuft man trockenen Fußes durch die feuchten Abschnitte und kann dabei die Landschaft in Ruhe auf sich wirken lassen.

Entlang des Wegs standen Erklärungstafeln, die über die Pflanzenwelt, die Geschichte und die besondere Bedeutung des Moores informierten. An einer Sitzgelegenheit mit bestem Blick auf den See wies ein Schild auf die Kreuzotter hin – eine der wenigen Schlangenarten in Deutschland, die man nicht unterschätzen sollte. Gesehen haben wir keine, aber allein die Vorstellung, dass sie hier lebt, machte den Ort spannend.

Interessant war auch, dass uns die Szenerie irgendwie an die dichten Wälder bei der Wanderung zum Mönchssee erinnerte – nur eben viel feuchter und geheimnisvoller.

Torfpfade und seltene Raupen

Nach gut einem Kilometer endete der Bretterweg an einer Liegebank, wo wir kurz pausierten. Danach ging es weiter auf einem federnden Torfweg – das Laufen fühlte sich weich und fast schwebend an, als würde man über einen dicken Teppich gehen. Dieses Gefühl begleitete uns eine Weile, bis der Weg schmaler wurde und sich in einen urigen Wurzelpfad verwandelte.

Links und rechts tauchte immer wieder das typisch schwarze Moorwasser auf – zwischen Bäumen, Farnen und altem Geäst. Und dann fiel uns auf dem Boden eine große Raupe auf, die erstaunlich flink unterwegs war. Eine schnelle Recherche ergab: Es war eine Weidenbohrer-Raupe, bekannt für ihr beißend riechendes Sekret, das an Essig erinnert. Wieder ein Moment, der uns zeigte, wie lebendig dieser Ort ist.

Wasserbüffel, Dämme – und viele Fragezeichen

Etwa auf der Hälfte der Strecke erreichten wir eine Weide mit Wasserbüffeln – majestätische Tiere, die hier zur Pflege der Landschaft eingesetzt werden. In der Nähe gab es sogar einen kleinen Automaten mit Wasserbüffelwurst und Fleisch. Wir waren neugierig, entschieden uns aber, nichts mitzunehmen. Die Vorstellung, hier mitten im Moor solche Produkte zu finden, war allein schon kurios.

Ein Stück weiter stießen wir auf mehrere kleine Staudämme im Wasserlauf. Sie sahen aus, als hätte sie ein Biber gebaut, aber wir konnten nirgends typische Nagespuren entdecken. Vielleicht war er besonders geschickt – oder wir waren einfach zu spät dran.

Übrigens: Wer bei diesem Naturerlebnis kurz an unsere Tour zur Burg Prunn denkt, liegt gar nicht so falsch – dort war es zwar trockener, aber die Mischung aus Geschichte und Natur war ähnlich intensiv.

Ein alter Lokschuppen am Ende des Wege

Kurz vor dem Ziel kamen wir noch an einem alten Lokschuppen vorbei. Hier verkehrt gelegentlich ein historischer Zug, doch das passiert wohl eher selten. Trotzdem passte dieses Überbleibsel der Vergangenheit gut in das Gesamtbild dieser fast unberührten Landschaft.

Der letzte Abschnitt führte uns wieder durch dichte Vegetation zurück zu unserem Wohnmobil. Irgendwo zwischen Farn, Wasserlachen und Wurzeln kam mir plötzlich unsere Wanderung in Trebgast in den Sinn – ebenfalls ein Ort, an dem man die Zivilisation kurz komplett vergisst.

Mein Fazit zum Wurzbacher Ried

Das Wurzbacher Ried hat uns mit seiner Vielfalt, Ruhe und fast wilden Ursprünglichkeit begeistert. Hier wird die Natur sich selbst überlassen: umgestürzte Bäume bleiben liegen, Wasser sucht sich seinen eigenen Weg, und Tiere leben weitgehend unbeobachtet. Der Wechsel aus Bretterwegen, weichem Moorboden und schmalen Waldpfaden macht diese Tour abwechslungsreich und erlebnisreich.

Wer sich auf diesen besonderen Ort einlässt, wird mit Eindrücken belohnt, die sich fest im Gedächtnis verankern. Ob als Tagesausflug oder Zwischenstopp auf der Reise – das Wurzbacher Ried ist ein Naturjuwel, das man nicht unterschätzen sollte. Und vielleicht entdeckt ihr ja die eine oder andere Kreuzotter.

Tipp:

Festes Schuhwerk ist Pflicht, vor allem auf den wurzeligen Passagen. Ein kleines Fernglas kann sich lohnen – und wer möchte, bringt sich ein Picknick für die Liegebank mit. Bitte achtet darauf, die Wege nicht zu verlassen und lasst die Natur so wild, wie sie ist.

Geschichte des Wurzbacher Ried

Das Wurzbacher Ried ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit und zählt zu den ältesten Moorlandschaften der Region. Über Jahrtausende hinweg hat sich hier durch die langsame Zersetzung von Pflanzenresten eine dicke Torfschicht gebildet – ein Prozess, der auch heute noch in den tieferen Bereichen weiterläuft. Einst wurde das Gebiet wirtschaftlich genutzt: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert trieb man hier Torfabbau zur Brennstoffgewinnung voran. Später erkannte man jedoch den ökologischen Wert des Moors. In den 1980er-Jahren wurde das Ried unter Naturschutz gestellt, um die empfindliche Flora und Fauna zu bewahren. Heute gilt es als Rückzugsort für seltene Tiere wie die Kreuzotter und als lebendiges Beispiel für natürliche Moorentwicklung ohne menschlichen Eingriff.

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